Ich liebe Wulf Dorns Romane, und " Die Nacht gehört den Wölfen" ist wieder ein wunderbares Beispiel dafür, wieso das so ist.
Er nimmt mich ab Seite eins bei der Hand, führt mich durch die Geschichte, wickelt mich in Spannungsfäden ein, verwöhnt meine kleinen, grauen Zellen mit Denkanstößen, berührt mich mit Sätzen, die
aussprechen, was ich tief in mir empfinde. Und dann, kurz vor Ende, wenn ich mich wohlig in der geliebten Geschichte eingerollt habe...kippt er mir einen Eimer Eiswasser über den Kopf und lässt
mich komplett überrascht und fassungslos zurück. Und ich schwöre Euch: Ich kann ihn lachen hören! :-)
Aber das macht nichts, ich liebe genau diese Momente, die mich fassungslos machen. Genau das macht ein richtig gutes Buch für mich aus. Ich mag mit offenem Mund und dem zugeklappten Roman in der Hand
dasitzen, tagelang darüber nachdenken, was ich da gelesen habe. Und ich liebe es, wenn mir eine Geschichte in allen möglichen Alltagssituationen in den Sinn kommt. Auch "Die Nacht gehört den Wölfen"
wird das tun.
Der Klappentext:
Seit dem tödlichen Autounfall seiner Eltern, den er selbst miterlebt hat, leidet Simon unter Albträumen und Angstzuständen. Nach einem Psychatrieaufenthalt zieht er zu seiner Tante und seinem Bruder,
aber es fällt ihm schwer, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden. Vor allem, als er feststellen muss, das seine schlimmen Träume Wirklichkeit werden: Etwas Böses scheint im Dunkel, das Simon
umgibt, erwacht zu sein. Und das Verschwinden eines Mädchens ist erst der Anfang....
Meine Meinung:
"Die Nacht gehört den Wölfen" ist ein Buch, auf das ich lange sehnsüchtig gewartet habe. Die Bücher von Wulf Dorn sind für mich ausnahmslos etwas besonderes, seine Geschichten und sein Schreibstil
waren von Anfang an "mein Ding".
Somit war dieser neue Roman in mehrfacher Hinsicht wie eine Heimkehr. Zurück in Fahlenberg, zurück in einer neuen Geschichte in der ich mich, so wie ich es von Wulfs Büchern kenne, sofort
heimisch fühlte.
Er erzählt von Simon, einem Jungen, der beim tödlichen Autounfall seiner Eltern mit im Wagen saß und nun mit den traumatischen Folgen dieses Erlebnisses zu kämpfen hat.
Sein gewohntes Leben existiert nicht mehr. Die Eltern tot, das Haus verkauft, er lebt bei seiner Tante. Aber auch das nur vorübergehend, wie sich herausstellt. Simon kämpft um Halt, fühlt sich
einsam.
Und das Trauma, das er erlitten hat, holt ihn in Form von grausamen Albträumen und Visionen ein.
Die Wölfe lauern in der Dunkelheit...
Simons Gefühle waren mir in mancher Hinsicht nur zu vertraut. Die Leere, die man nicht zu füllen vermag, während die Welt um einen herum sich weiterdreht, als wäre nichts geschehen...wer einen
geliebten Menschen verloren hat, kennt das besser, als ihm lieb ist.
Simons Tante gibt ihr bestes, um ihm ein Zuhause zu geben, ist aber mit ihrem traumatisierten und leicht autistischen Neffen spürbar überfordert. Sein Bruder ist inzwischen ein erwachsener Mann,
der sein eigenes Leben lebt.
Somit erscheint den beiden die beste Lösung, ihn in ein Internat zu schicken- für Simon ein furchtbarer Gedanke. Nirgends ist er wirklich zuhause. Er fühlt sich abgelehnt und alleine. Zum Glück
findet er eine Freundin, die ihn versteht und für ihn da ist...
Viel mehr über die Geschichte mag ich gar nicht verraten, auch wenn es noch sehr viel zu erzählen gäbe. Lest das Buch einfach selber, es lohnt sich!
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Ankas Geblubber (Montag, 23 November 2015 20:13)
Eine absolut tolle Rezension, liebe Anja! Man spürt deine Begeisterung sehr!