Tierische Turbulenzen oder: 18+0=4

Jetzt sehe ich die ersten LeserInnen über der Rechenaufgabe sitzen.18+0=4? Das geht doch nicht auf! 
Doch doch, glaubt mir , das geht auf!
Ihr müsst einfach nur in Beinchen denken. 18 Beinchen + 0 Beinchen = 4 neue Mitbewohner. :-)

Kleine Warnung voraus- wer ein Krabbler oder Reptilien Problem hat, sollte vorsichtig weiterlesen, es kommen auch Fotos.

Aber jetzt von Anfang an. 

Die turbulente Zeit startete, wie so oft in meinem Leben, mit dem Lesen eines Facebook Posts.
In der Gruppe „Die Markierten“, einem wunderbaren Haufen Verrückter, die alle entweder das Autogramm von Dr. Mark Benecke als Tattoo tragen oder es zu tragen planen, fragte eine Gruppenkollegin, ob nicht jemand Lust auf Fauchschaben habe. Ihr Terrarium sei leicht übervölkert.
Jetzt finde ich die Tiere schon lange unglaublich faszinierend. Und seit einem Vortrag von Dr. Mark Benecke in den Sauerland Pyramiden, wo er welche bei sich hatte - wie eigentlich immer- und ich sie aus der Nähe bewundern konnte, reifte in mir der Wunsch, irgendwann welche zu halten. Und hier war endgültig die Chance, das in die Tat umzusetzen.

Kurz überlegt (sehr kurz), dann habe ich "hier" geschrien. Denn ein leeres Glasterrarium stand eh hier, viel an Einrichtung brauchen die nicht, über eventuellen Nachwuchs würden sich die Geckos freuen...und hey, wenn nicht jetzt, wann dann?!

Also habe ich mich mit der Besitzerin der Tierchen kurz ausgetauscht, während sie mir 3 Schaben versandfertig gemacht hat, das Terrarium eingerichtet und gehibbelt, das das Päckchen ankommt.

Während der Wartezeit habe ich noch jede Menge Internetseiten konsultiert, um wirklich die optimalen Haltungsbedingungen bieten zu

können. Denn ich finde generell, wer sich ein Lebewesen, egal welches "anschafft", sollte sich vorher (!) ausführlich informieren, wie es zu halten und zu pflegen ist. Klar, Fehler passieren jedem mal- aber ein Tier spontan zu kaufen, ohne den Hauch einer Ahnung zu haben- da bekomme ich böse Aggressionen, wenn ich das höre. So wie mir die Verkäuferin in meinem Zoogeschäft vor ein paar Tagen erzählte, das ein junger Mann rein kam: "Hallo, ich hab' mir ne Vogelspinne gekauft. Was fressen denn die?" Da werde ich selbst beim Hören sehr wütend. Ich war froh, das ich nicht live dabei war!

Ich hatte mich in punkto Fauchschaben ja schon lange belesen, weil ich seit vielen Jahren schon damit "schwanger ging", aber ein paar gute Tipps finden sich immer noch, die man vorher überlesen hat.

Also wurde noch etwas gebastelt, ein paar Kleinigkeiten gekauft- und dann kam der ersehnte Tag. Ich rief von der Arbeit zuhause an, wie jeden Vormittag, um zu hören, ob bei meinem Mütterchen alles okay ist. Und sie: " Da ist ein Packchen gekommen, aus Berlin. Ganz leicht. Ich mache das aber nicht auf! Aber kommst pünktlich, damit die schnell da raus können, woll?! Die arme Tiere, so im Karton..."

Damit erklärt sich dann auch, woher meine umfassende Tierliebe stammt. ;-)

Ich kam pünktlich, und die- perfekt und sicher verpackten- Schabis konnten in ihrem neuen Domizil einziehen. Parranoh, Winnetou und Uschi leben seitdem gemütlich in meinem Wohnzimmer, im (gut verschlossenen) Terrarium. Parranoh wohnt im T-Rex Schädel, Winnetou und Uschi teilen sich den hohlen Keramik-Ast aus der Aquaristik-Deko-Abteilung. Parranoh sehe ich ab und an durch's Terrarium spazieren, den kann man prima beobachten. Von den beiden anderen sehe ich nur die Fühler aus dem Ast tentakeln...ich denke, ich werde mal eine meiner Webcams vor's Terra stellen, um zu gucken, was die nachts so veranstalten. Denn das Futter wird ordentlich vertilgt, also sind sie irgendwann unterwegs. Ach, einmal war Uschi draussen und ich habe sie berührt...Kinners, ich kann Euch sagen, das Fauchen ist so laut, das könnte auch von einer ausgewachsenen Katze stammen! Hui! 

Okay, das waren die 18 Beinchen. 3x6. Aber da war noch was mit 0. 0 Beinchen? Gar keins? Nichtmal ein kleines? Nö.

Ein paar Tage, nachdem die Krabbler hier eingezogen waren, bekam ich eine Nachricht von einer lieben Bekannten, die meine Facebook Postings über die Schabis zum Anlass nahm, mir eine Frage zu stellen.

Sie ist im Tierschutz engagiert, über sie habe ich auch meine zwei Hundemädels bekommen. Und sie hatte seit einiger Zeit ein Terrarium mit einer Kornnatter drin und doch so gar nicht wirklich Ahnung von Terrarien. Aber der Wurm war unter sehr ungeeigneten Bedingungen in einer Schule gehalten worden, man hatte sie um Hilfe gebeten- und wenn ein Tier in Not ist, sagt sie niemals nein. Alle Auffangstationen für Reptilien, zu denen sie Kontakt hatte, waren voll- und einfach irgendwem wollte sie das Tier nicht anvertrauen. Sie wollte schon wissen, das er in die richtigen Hände kommt.

Alles schön und gut, ich mag Schlangen ja auch. Aber noch ein Terrarium? Wohin denn damit. Och nö, ich weiß nicht. Ich war hin und her gerissen.

 

Dann schickte sie mir ein Foto vom Terrarium- und das war gemein, weil diesem Wahnsinns-Teil konnte doch niemand widerstehen! Und das wusste sie ganz genau! ;-D 2 m breit, 60 cm tief, insgesamt 1,70 m hoch, auf Rollen. Zwei Etagen eingebaut, die "Wohneinheit" ca. 1,05 m hoch, Unterschrank unten, abgetrennter Bereich für die Beleuchtung oben, diverse Heizmatten eingebaut...das war ein Luxusdomizil, das ich mir in der Form niemals hätte vorstellen können, jemals zu besitzen. Ich schmolz wie Butter in der Sonne. Im Kopf begann ich schon langsam, Möbel zu rücken.

Dann noch ein Foto von Lucky, der Kornnatter- Anja war verliebt.

Vorbei alles Überlegen. Ich bin vom Sofa oben bei meiner Ma aufgesprungen, mit dem Zollstock runter zu mir. Messen, denken, überlegen, messen- das geht. Passt rein. Also war alles klar. Fast.

 

Eine wichtige Frage gab es noch. "Was frisst er? Lebend oder Frost?"

Antwort: "Frost." Okay, damit war alles klar. Keine lebenden Mäuse verfüttern müssen-das war mir wichtig, denn damit hätte ich mich verdammt schwer getan. Aber so- keine Gegenargumente mehr.

Am folgenden Samstag habe ich die komplette Wohnung umgeräumt, für große Möbelstücke kamen mir meine Blogfotografin und ihr Lebensgefährte zu Hilfe.

Ein Gecko-Terrarium musste aus der Küche ins Wohnzimmer umziehen, dazu musste ich es komplett ausräumen. Da meine Faunarien alle besetzt waren, mussten die Leopardgeckos halt so lange in Glas- Auflaufformen aushalten. Sah schon witzig aus. Gecko-Auflauf. :-D

Dann den Unterschrank dahin, wo vorher der PC Schreibtisch stand- für den hatte ich vorerst so gar keinen Plan, der stand mitten im Raum und würde da auch erstmal bleiben müssen. Die Küchenwand komplett frei für's Terrarium, ein kleines Regal und meine Vitrine beiseite gestellt, in der Hoffnung, das die später noch mit an die Wand passen würden.

Am nächsten Tag ging es dann rund. Ein Geländewagen mit Pferdehänger fuhr vor, zwei starke Männer und drei auch ziemlich starke Frauen bugsierten das irrsinnige Möbel in meine Küche. Und ich bekam eine kleine Transportbox in die Hand gedrückt, aus der mich Knopfaugen anschauten. Ich war geflasht. So ein hübsches Tier! Mein hübsches Tier! Ich konnte es gar nicht fassen!

Und so ist es irgendwie noch immer. Ich kann es nicht so richtig in Worte fassen...aber dieses süsse "Nope Rope" in meiner Wohnung zu haben fühlte sich sofort so...richtig an! Ich habe mich gefragt, wieso ich nicht schon viel früher zur Schlangenhalterin geworden bin. Einfach nur toll!

Auch wenn mir meine Bekannte echt leid tat, die gibt mit jedem Tier ein Stück von ihrem Herzen ab, ich konnte deutlich sehen, wie hart es für sie war und das im Auto Tränen kullern würden. Aber er ist ja nicht weit weg und sie wird mit jedem Foto bombardiert, das ich mache. :-)

Tja, die nächten Tage und Wochen standen erstmal komplett im Zeichen der Schlange. Wie immer hatte ich vorher noch Bücher gewälzt und blitzartig die Kleinigkeiten besorgt, von denen ich wusste, das ich sie brauche. Aber erst jetzt, wo das Terrarium vor mir stand, konnte ich konkret einkaufen und gestalten. Wobei die Haltung für einen "Nicht-Terrarianner" schon prima war, Lucky hatte, im Gegensatz zu vorher (Winz-Terrarium mit spartanischer Einrichtung) super Bedingungen.

Aber ein bisschen was geht immer noch. Hier noch ein paar Äste, da noch eine andere Birne, immer wieder Temparatur und Luftfeuchtigkeit messen, überlegen, was wie noch besser geht, dekorieren, Ableger von Pflanzen ziehen, Frostmäuse kaufen...ich war schwer beschäftigt.

Nebenbei galt es auch noch, die übrig gebliebenen Möbel irgendwie unter zu kriegen- auch das ist mir zu meiner Zufriedenheit gelungen.

Lucky hat sich inzwischen gut eingelebt, mehrfach gefressen und zum ersten Mal gehäutet. Es hat sich Routine eingestellt, ich lese auch wieder andere Sachen, als Bücher und Internetseiten über Kornnattern.

Ein paar Dinge sind noch zu tun im Terrarium, aber das mache ich nach und nach, ich will meinen alten Knopp nicht über Gebühr nerven, der Herr ist nämlich schon ca. 22 Jahre alt. Da hat man auch ganz gerne mal seine Ruhe.

 

Tja, jetzt wisst ihr, wieso ich lange Zeit weder zum Lesen, noch zum Bloggen bzw. Rezensionen schreiben kam. Die Viecher waren Schuld, weil die gingen einfach vor. Inzwischen habe ich aber schon wieder einiges gelesen und werde Euch so nach und nach mit Rezensionen versorgen können. Wenn das Getier mich lässt. ;-)

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Kommentare: 2
  • #1

    Ankas Geblubber (Donnerstag, 01 November 2018 19:22)

    Herzlichen Glückwunsch zu den neuen Familienmitgliedern!!!
    Werden die armen Kerlchen tatsächlich im Paket verschickt??????

  • #2

    Anja (Donnerstag, 01 November 2018 21:39)

    Hallo Anka,
    danke Dir!
    Ja, die Schaben kamen im Paket. Per Tierversand und so vorbildlich verpackt, das nichts passieren konnte. Ein bisschen durchgeschüttelt sind sie sicher worden- aber sie waren topfit!