Winnetou 2-Eine Bloggerin buddelt den Klappstuh...ähm, das Kriegsbeil wieder ein.

Wie im ersten Teil dieses Beitrages schon erwähnt, grübelte ich arg , ob ich meinen Frust über quasselnde, ahnungslose Kids einfach so an die Öffentlichkeit tragen sollte.

Wirklich objektiv war das nicht. Vielleicht kam ja die oder der ein oder andere gerade durch den Besuch in Elspe auf den Geschmack und griff anschliessend zu Buch oder meinetwegen auch Film...

Vielleicht liegt es mir einfach zu sehr am Herzen und im Blut...schliesslich bin ich mit Karl May und Winnetou aufgewachsen.

Seit ich eine winzig kleine Anja war- mein erster, dokumentierter ( durch ein Pierre Brice Autogramm 😊❤️) Besuch in Elspe fand 1977 statt. Ich weiß aber von meinen Eltern, das ich schon viel früher mit meinem Papa immer mal wieder "an der Bühne" war. Er für ein Bierchen zum Frühschoppen mit Bekannten, mich zog es schon als winziger Stöpsel zu den Pferden und auf die Bühne selbst. Da konnte man sich toll in Winnetous Welt träumen. Eine Welt, in der "Gut" und "Böse" klar definiert war, es echte, edle Helden gab, die gemeinsam gegen das Böse kämpften- und gewannen.

Einmal im Jahr ging es dann auch in die Vorstellung, immer die Abendvorstellung. Mit Flutlicht. Und ich durfte lange aufbleiben. Ich kann nicht mehr wirklich sagen, was davon toller war... ;-)

Später wurden es mehrere Vorstellungen im Jahr, ich fuhr in den Ferien praktisch täglich mit dem Fahrrad hin, lernte eine Menge Leute kennen, Freundschaften entstanden, von denen einige bis heute gehalten haben. Elspe war und blieb eine Art zweites Zuhause.

Tja, es gibt Traditionen, die halten sich ein Leben lang, und Orte, die gehören zu einem wie ein Arm oder ein Bein. ;-)

Ich liebe das Rahmenprogramm, die Atmosphäre auf dem Gelände und die Stücke, die die eigentliche Attraktion der Karl May Festspiele sind, immer noch. Zwei Stunden im "Wilden Westen", Cowboys, Indianer, Pulverdampf, Gewehrschüsse, der Kampf gut gegen Böse...auch wenn man die Texte nach all den Jahren teilweise fast mitsprechen kann, verliert das seinen Reiz nie. Im Gegenteil.

Fakt ist, das ich durch die Nähe zu Elspe sehr früh in Berührung mit dem Thema Karl May kam und die Bücher verschlungen habe. Ich besaß einen Schuber mit sämtlichen Taschenbüchern- der hat leider den Wasserschaden vor ein paar Jahren nicht überlebt- und hab immer mal wieder zu einem der Bücher gegriffen.

Mir haben die Geschichten so oft geholfen, mich in eine andere Welt zu träumen...Ich sehe mich noch als Teenie nach einem Streit mit meiner Mutter schmollend auf der Bühne auf dem Dach vom Saloon sitzen (damals ging das noch). Ich hatte mir zuhause wutentbrannt mein Fahrrad geschnappt und war los. Und mein Fluchtpunkt hieß immer Elspe. Nach zwei Stunden im "Wilden Westen", mit dem Geruch vom Bühnenbelag in der Nase und voller Pferdehaare vom Besuch im Stall war die Welt immer wieder in Ordnung.

(Falls ich meinem großen Schwarm und Idol, Meinolf Pape, über den Weg gelaufen war und er "Hallo" gesagt hatte, war sie sogar deutlich besser als vorher.. ;-) )

Aber die Zeiten ändern sich, in den 70ern und 80ern sah die Welt noch anders aus...wer weiß schon, ob Kinder heute überhaupt noch Lust auf solche Geschichten haben.

Vielleicht liest einfach niemand mehr Karl May...

Ich drehte mich im Kreis.

Wie bekommt man sowas raus? Im Freundeskreis war nichts zu machen, offenbar war tatsächlich ich die Einzige, die Winnetou mal gelesen hat. Alle anderen kennen die Geschichte nur von der Bühne und aus den Filmen.

So kam ich nicht weiter.

Ich war aber inzwischen auch nicht mehr bereit, den Beitrag mit einem Schulterzucken zu verwerfen, ich hatte mich am Thema komplett festgebissen.

Was also tun? Kein Plan. Doch, einen Plan vielleicht. In Frankfurt auf der Buchmesse mal mit den Leuten vom Karl May Verlag reden, vielleicht könnte mir da jemand mit Infos weiterhelfen. Aber das war auch noch nicht so wirklich die Quelle, die ich mir vorstellte. Es musste noch einen anderen Weg geben, jemanden, der näher an den Menschen dran ist, aus direkter Erfahrung sprechen kann...

Dann, auf einer Hunderunde morgens um fünf, die Erleuchtung! Wen kann man am besten nach Winnetou fragen? Na, Winnetou!

In diesem Fall Jean-Marc Birkholz, den Elsper Winnetou. Denn ich erinnerte mich, das er Lesungen aus "Winnetou" veranstaltet, unter anderem auch in Schulklassen.

Also habe ich mir ein Herz gefasst und ihn einfach mal angeschrieben, in der Hoffnung, das er sich vielleicht die Zeit nimmt, einer armen, hilflosen Bloggerin mit ein paar Infos von der Quelle auf die Sprünge zu helfen. Und das hat er tatsächlich. An dieser Stelle nochmal vielen Dank dafür!

Zum Glück habe ich meinen Blog-Beitrag nicht einfach unbesehen veröffentlicht, denn meine Ahnung wurde bestätigt. Nach Jean-Marc Birkholz' Aussage kennen die Kids kennen zwar oft eher Winnie Puh als Winnetou- aber wenn sie mit der Geschichte in Berührung kommen, werden einige doch neugierig, wollen mehr wissen, greifen nach den Büchern...

Mein Leserinnen-Herz machte einen freudigen Satz. Doch nicht alles verloren. Der Häuptling ist noch immer unsterblich. Und "der mit der Faust"- besser bekannt als Old Shatterhand ;-) - reitet weiter an seiner Seite. Ich war selig.


Trotzdem fehlte mir noch ein kleines Irgendwas zum endgültigen Blogbericht. Das letzte Puzzleteil fand ich dann im Internet. Das Sahnehäubchen, das noch fehlte. Was es war, erfahrt ihr im nächsten Teil:

 

Winnetou 3 - Eine Bloggerin auf Winnetous Spuren


Fotos zur Verfügung gestellt und veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Elspe Festival-Natürlich live

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Kommentare: 1
  • #1

    Ankas Geblubber (Samstag, 04 November 2017 12:46)

    Ach Anja, ich kann deine Erinnerungen, verbunden mit all den schönen Gefühlen, absolut nachvollziehen. Für mich als Nordlicht war es nicht Elspe sondern Bad Segeberg. Der Kalkberg wurde im Rahmen des Ferienprogramms jährlich von mir besucht und ich fieberte schon Wochen vorher dem neuen Winnetou-Abenteuer entgegen. Die Atmosphäre war einfach jedes Mal wieder gigantisch. Geschminkt als Indianer durch die Westernstadt laufen und dann natürlich die Aufführungen.... ach ja, es war etwas ganz Besonderes.
    Übrigens hatte ich das große Glück, einen fantastischen Deutschlehrer zu haben, der mit uns in Vorbereitung auf das mündliche ABI Winnetou I gelesen hat. Ich weiß noch, wie ich in den Pfingstferien auf Gran Canaria am Pool lag und Karl May gelesen habe - genial!!!
    Hoffentlich geraten diese Geschichten niemals in Vergessenheit. Danke, dass du uns an deinen Erlebnissen und Gefühlen teilhaben lässt.
    Liebe Blubbergrüße
    Anka